Seit 2017 setzt der Hessische Literaturrat e.V. mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) das Projekt „Land in Sicht: Autor*innenresidenzen im ländlichen Raum“ um. Die Stipendien gingen bisher an Nachwuchstalente wie Lea Weber und Adrian Pourviseh, aber auch an etabliertere Autor*innen wie Katja Bohnet, Safiye Can und Vito von Eichborn. 2025 sind die Stipendien in Wolfhagen (Landkreis Kassel), Lorsch (Landkreis Bergstraße) und Staufenberg (Landkreis Gießen).
Die Karolingerstadt Lorsch hat sich für die Autorin Jelena Kern entschieden: Die Stipendiatin wird im August und September in der südhessischen Stadt im Landkreis Bergstraße leben und arbeiten. Lokaler Kooperationspartner ist das Kultur- und Tourismusbüro Lorsch.
Jelena Kern (*1993 in Erlenbach am Main) ist Autorin, Herausgeberin, Literaturvermittlerin und Moderatorin für Literaturveranstaltungen. Sie studierte in Hildesheim Literarisches Schreiben, Bildende Kunst und Philosophie sowie in Bern/Biel Contemporary Arts Practice. Mit ihrem Romanmanuskript „Moleskin“ war sie 2022 Teil der Autor*innenwerkstatt Prosa des LCB. 2023 erhielt sie das LitLab Stipendium des Literarischen Zentrums Göttingen und der Stiftung Niedersachsen. „Krank – das Magazin“, dessen Redaktionsteam sie angehört, wurde 2024 mit dem Stipendium des Berliner Senats für Literaturprojekte gefördert.. Gemeinsam mit dem KRITTER Kollektiv forscht sie derzeit an kollaborativen Autor*innenschaftskonzepten. Ihre Texte sind in Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht worden.
Während des Stipendiums wird Jelena Kern ein zeichnerisch-essayistisches Projekt entwickeln, das verstärkt die Geschichte(n) der Frauen erzählt, die im Zigarrenhandwerk tätig waren. Darüber hinaus wird sie am Beispiel des Tabaks künstlerisch erforschen, wie der Umgang mit Kulturgütern gesellschaftliche Identität spiegelt – unter anderem in einem mehrstündigen Schreibworkshop als poetisch-dokumentarische Spurensuche. In der südhessischen Kleinstadt blickt man auf eine über 300-jährige Geschichte mit der Kulturpflanze zurück, sodass sich dort ideale Anknüpfungspunkte mit den beiden Tabakmuseen und dem Bürgerprojekt ergeben, das sich seit 2013 auch wieder praktisch mit dem Tabakanbau beschäftigt - Noch während Jelenas Residenz in Lorsch findet hier auch die Ernte statt, sodass sich ihre Perspektive auf das Thema nicht nur auf Erkenntnisse aus Archiv-Arbeit und persönliche Gespräche, sondern auch auf eigene Erfahrungen aus erster Hand wird stützen können. „Die Residenz in Lorsch stellt für mich die Möglichkeit dar, in Ruhe zu forschen, zu schreiben und zu zeichnen – an einem Ort, an dem sich meine persönliche Geschichte mit einem größeren historischen Resonanzraum verbindet. Ich freue mich darauf, mit meiner Arbeit einen Beitrag zur kulturellen Erinnerung dieser Stadt zu leisten – und zugleich neue Perspektiven zu eröffnen“, äußert sich die Stipendiatin.
Auch die Mitarbeitenden des Kulturbüros freuen sich auf die gemeinsame Stipendienzeit: „Alle Beteiligten sind wirklich gespannt auf Jelenas Zeit bei uns in Lorsch und natürlich vor allem auf die Arbeiten, die sie sich für ihre Zeit bei uns vorgenommen hat. Mit Tabak und Literatur bzw. Lyrik werden dabei erstmals zwei Themen zusammengebracht, die bereits einen festen Platz in der Landschaft der Lorscher Stadtkultur haben und gerade die Auseinandersetzung mit der historischen Betrachtung, die damit verbunden ist, verspricht großes Bereicherungspotential für die bisher geleistete Kulturarbeit der Kulturvereine und -betriebe.