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Jüdisches Leben in Lorsch

Stolpersteine
Stolpersteine
Gedenkstätte
Gedenkstätte

Etwa ab 1623 kamen die ersten Jüdinnen und Juden nach Lorsch und siedelten sich an. Was zunächst mit zwei Familien begann, wurde im Laufe von drei Jahrhunderten zu einer aktiven, im dörflichen Miteinander gut verzahnten jüdischen Gemeinde.

Um 1869 erreichte diese mit knapp 3% der Einwohner den höchsten Bevölkerungsanteil. „Bis zur Machtergreifung (der Nationalsozialisten) war das Verhältnis der Juden zu ihrem Ort und das Untereinander mit dessen weiteren Einwohnerinnen und Einwohnern ausgesprochen gut und von keinerlei Misstrauen oder Neid geprägt.“* Die Jüdinnen und Juden waren vielfach in Vereinen organisiert, betrieben wichtige Geschäfte und Handel und waren eng mit der aufstrebenden Zigarrenindustrie in Lorsch verbunden. Die Katholische und die Jüdische Gemeinde hatten bis 1930 einen gemeinsamen Kirchenrechner.

Die Vertreibung und Ermordung unserer einstigen jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn kann nicht wieder gut gemacht werden. Der vollkommene Verlust der jüdischen Lebensform für das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Lorsch hinterließ deutliche, dauerhafte Lücken. Es ist uns Anliegen und Pflicht, dieser Lorscher*innen zu gedenken und damit dem durch unsere Nation verursachten Holocaust. Durch Aufklärung, Begegnung und Erinnerungsarbeit wollen wir verhindern, dass Antisemitismus und Rassenwahn jemals wieder eine Chance in unserer Stadt und in unserer Gesellschaft bekommen.

Der Magistrat dankt an dieser Stelle dem Heimat- und Kulturverein für seine unermüdlichen und gewissenhaften Recherchen und Initiativen, die uns heute das einstige jüdische Leben und vor allem seine Menschen nahe bringen und bekannt machen.
*Thilo Figaj

https://kulturverein-lorsch.de/verein/das-juedische-lorsch

Die Jüdische Gedenkstätte

Bereits 1977 beschloss der Magistrat der Stadt Lorsch, eine Gedenktafel für die Opfer des Holocaust anzubringen. Als Platz dafür war zunächst der Standort der ehemaligen Synagoge in der Bahnhofstraße ausgewählt worden.

1984 schließlich wurde eine Jüdische Gedenkstätte in der Schulstraße eingerichtet. Die Stadt hatte dazu das innerstädtische Grundstück erworben, das dort befindliches Haus abgetragen und den Gedenkort damit im Zentrum des ehemaligen jüdischen Lorsch und der heutigen Stadtmitte angelegt.

Dokumentation Landjudenschaft in Lorsch, Südhessen und östlicher Kurpfalz

Im Mai 2023 eröffnet die Dokumentation Landjudenschaft, „Jüdisches Leben in Lorsch, Südhessen und östlicher Kurpfalz“. Die Einrichtung in der Trägerschaft des Heimat- und Kulturvereins befindet sich im Alten Schulhaus Lorsch, Schulstraße 16.

Die Dokumentation stellt das regionale Landjudentum in den Kontext gesamtjüdischer Geschichte. Vom Mittelalter über den Dreißigjährigen Krieg, das Ringen um Gleichstellung oder Auswanderung, über die kurze Phase bürgerlicher Rechte bis zum Niedergang im 20. Jahrhundert werden persönliche Erfahrungen im Laufe dieser Umbrüche nachgezeichnet. Auf annähernd 100 m² werden 40 Schautafeln mit Faksimiles und Fotos, sowie eine Reihe von Originaldokumenten gezeigt.

Flyer Dokumentation Landjudenschaft in Lorsch, Südhessen und östlicher Kurpfalz

Stolpersteine Ein Flächendenkmal für unsere einstigen jüdischen Nachbar*innen

2014 beschloss der Magistrat der Stadt Lorsch, zum Andenken der einstigen Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens, sogenannte Stolpersteine verlegen zu lassen. Die Initiative zu diesem Flächendenkmal, das sich durch unsere heutige Stadt zieht, ging vom Heimat- und Kulturverein aus.

Bis 2020 wurden fünfundvierzig Stolpersteine vor den einstigen Häusern, Geschäften und Wohnungen jüdischer Lorscher*innen verlegt. Es fehlen noch mindestens zehn Steine, um dem Umfang der jüdischen Gemeinde vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten zu entsprechen. Bei weitem nicht allen glückte die Flucht. Vierzig Lorscher Jüdinnen und Juden wurden deportiert und ermordet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Lorsch

https://kulturverein-lorsch.de/verein/das-juedische-lorsch

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