Claude Kurt Abraham verstorben
Der jüdische Professor war erster Ehrenringträger Lorschs
Wie
erst jetzt bekannt wurde, verstarb schon vor einem Jahr der erste
Ehrenringträger der Stadt Lorsch. Claude Abraham wurde 1931 in Lorsch geboren. Er
flüchtete als Kind vor den Nazis nach Frankreich. Im Januar 1939 verließ er achtjährig
sein Zuhause, das die Nazis während des Novemberpogroms zerstört und dessen
Vater und Großvater sie in das Konzentrationslager Dachau verschleppt hatten.
Claude gelangte zu einem Onkel nach Paris.
Für ein Jahr fanden die Eltern und ihr Kind dort noch einmal zusammen, ehe die Wehrmacht auch in Paris einmarschierte und sie innerhalb Frankreichs wieder den Wohnort wechseln mussten. Doch 1942 wurde die Familie endgültig zerschlagen.
Die Eltern wurden nach Auschwitz deportiert; Claude gelang mit Hilfe des französischen Untergrundes die Flucht vom Transport in das Zwischenlager Paris-Drancy. Als die Alliierten Frankreich befreit hatten, machte sich Claude mit zwölf Jahren auf eine mehrere hundert Kilometer lange Suche nach seinen ebenfalls nach Frankreich geflüchteten Großvätern. Er fand sie und wanderte mit einem der beiden 1946 aus in die USA.
Dort legte er eine glänzende Karriere als Professor der Romanistik hin. Als Gastprofessor kehrte er 1996 erstmals nach Deutschland zurück und besuchte 2001 auch seinen alten Heimatort. Bei diesem Aufenthalt zeichnete ihn die Stadt Lorsch mit dem ersten Lorscher Ehrenring aus. Sein Besuch war ein unübersehbares Zeichen der Großmut und der Versöhnungsbereitschaft. Seit 2018 liegen auf Initiative des Heimat- und Kulturvereins vor dem Haus in der Kirchstraße 12 zum Andenken an die ehemaligen jüdischen Besitzer*innen Stolpersteine.
Am 4. Juni 2020 verstarb Claude Abraham mit 89 Jahren in seinem Haus in Riverside, Orange County. Die Stadt bewahrt ihm ein ehrendes Andenken. Sein Leben und seine Geschichte bleiben für alle Lorscher Bürger*innen Mahnmal und Versöhnungszeichen in einem.